Veranstaltung: | Wahlprogramm zur Bezirkswahl 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Beschlussfassung über das Bezirkswahlprogramm 2019 |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | KMV |
Beschlossen am: | 10.01.2019 |
Eingereicht: | 14.03.2019, 02:21 |
Antragshistorie: | Version 1 |
11 Wilhelmsburg, Veddel und Kleiner Grasbrook
Text
11 Wilhelmsburg, Veddel und Kleiner Grasbrook
Die Elbinseln verändern sich auch nach IBA und igs. Wir stehen dafür, dass
dieser Prozess mit Augenmaß für die Bewohner*innen und die Natur der Stadtteile
geschieht. Dabei sollen die Bürger*innen möglichst früh und umfassend beteiligt
werden.
Wilhelmsburg hat zwei Naturschutzgebiete – und wertvolle
Landschaftsschutzgebiete. Wir sind gegen die Bebauung des Gebietes Hauland. Im
Zuge des Baus der A26 soll Kirchdorf-Süd nur zurückhaltend erweitert werden. Wir
sind für die Nachverdichtung innerhalb der Bebauungsgrenzen und im Lückenschluss
und gegen die Bebauung auf Ackerland.
Das Spreehafenviertel soll auf einer Hafenerweiterungsfläche entstehen, auf der
ein wilder Wald gewachsen ist. Bei der Realisierung des Gebietes soll so viel
Grün wie möglich wild stehen gelassen werden. In dieser Grünzone soll keine
"Parkpflege" stattfinden, sondern Totholz liegen bleiben können, um die Biotope
zu sichern.
Wir werden das Leitbild der Klimaneutralen Elbinseln weiter verfolgen. Dafür
sollen die neuen Quartiere an die bestehenden Wärmenetze angeschlossen und die
Versorgung im Bestand verdichtet werden. Die zusätzlich benötigte Wärme soll
durch das Tiefengeothermie-Projekt am Reiherstiegknie erzeugt werden. Darüber
hinaus wollen wir die sozialverträgliche Gebäudesanierung und den Ausbau lokaler
erneuerbarer Stromerzeuger vorantreiben. Wir möchten die Konversion von
Hafenflächen der HPA in Wohnen und Gewerbe unter der planerischen Obhut des
Bezirksamts vorantreiben, zum Beispiel an der Wollkämmerei, der Industriestraße
und dem Spreehafen.
Die beispielhafte Bürger*innenbeteiligung wollen wir fördern und erhalten, und
die lokalen Initiativen selbstverständlich einbinden. In Wilhelmsburg wurde mit
Perspektiven!, Beirat und Quartiersbeiräten erprobt, wie man bei
Bürger*innenbeteiligung alle gesellschaftlichen Gruppen einbeziehen kann.
Beispiele für gelungene Beteiligung sind die Entwicklung des Rathausviertel, des
Elbinselquartier und des Spreehafenviertels. Die Finanzierung dafür wurde in den
vergangenen Jahren von uns durchgesetzt und soll in Zukunft fortgeführt werden.
Allerdings werden nicht alle Quartiere gleichermaßen mitgenommen. Besonders
Georgswerder wird immer weiter abgehängt. Hier setzen wir uns dafür ein, dass
die Entwicklung des Stadtteils endlich wieder Fahrt aufnimmt. Dafür muss auch
die Luft- und Bodenqualität verbessert werden.
Der Kleine Grasbrook darf nicht allein durch die Stadtentwicklungsbehörde am
Bezirk vorbei entwickelt werden. Wilhelmsburg und die Veddel bekommen hier eine
neue Nachbarschaft, und mit diesen Nachbarn muss der neue Stadtteil auch geplant
werden – nicht nur mit der Hafencity.
Die Verkehrsinfrastruktur von und zu den Elbinseln bringt Menschen und Material
tagtäglich an ihre Grenzen. Wir setzen uns daher weiterhin für eine komfortable
und ökologische Erreichbarkeit von Wilhelmsburg und Veddel ein. Mit einer
weiteren S-Bahn-Verstärkerlinie, längeren S-Bahn-Zügen und dem Veloroutenausbau
sollen kurzfristig Verbesserungen eintreten. Mit den neuen Quartieren kommt aber
auch neuer Verkehr: Der HVV muss diese mit einer neuen Buslinie mindestens im
10-Minuten-Takt an das Netz anschließen. Das Radwegenetz soll parallel zum
Veloroutenausbau auf Basis des Radverkehrskonzepts für Wilhelmsburg
weiterentwickelt werden. Breite Rad- und Fußwege auf den Elbbrücken nach Norden
und Osten müssen bei anstehenden Neuplanungen berücksichtigt werden. Mit der
Erschließung des Kleinen Grasbrooks fordern wir eine neue Elbquerung für den
nicht-motorisierten Verkehr in Kombination mit einem Radschnellweg in den
Hamburger Süden. Zur Entspannung der Parksituation im Reiherstiegviertel und im
Zentrum Wilhelmsburgs fordern wir die Einführung der Parkraumbewirtschaftung mit
Anwohner*innenparken im Management des Landesbetriebs Verkehr. Den LKW-
Hafenverkehr in den Wohnquartieren möchten wir beschränken. Zudem braucht
Wilhelmsburg neben der S-Bahn eine weitere Anbindung an die Innenstadt. Deshalb
setzen wir uns für die Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg, alternativ für den
Bau einer Stadtbahn ein. Kurzfristig gibt es auch am Wochenende genug Nachfrage
nach einem durchgängigen Betrieb der Fähre 73 von Montag bis Sonntag. Mit dem
Bau des Spreehafenviertels möchten wir die Verlängerung in den Spreehafen prüfen
lassen.
Bis dies umgesetzt ist, bietet es sich an, eine Buslinie vom Reiherstiegviertel
zur Station Elbbrücken über die Klütjenfelder Straße zu bestellen, möglichst ein
Verlängerung einer Linie aus Harburg oder der Innenstadt.
Für eine zweite Schienenanbindung nach Süden muss eine Linienführung bestimmt
werden und die nötigen Flächen gesichert werden, auch um nicht sehr teure
bauliche Lösungen dort zu erzwingen, wo heute noch Flächen mit geringer Nutzung
zur Verfügung stehen oder frei werden. Kurzfristig muss der Harburger S-Bahn Ast
auf einen 3 1/3 Minuten Takt gebracht
werden. Dazu muss die Signaltechnik auf Schiene, durch Verringerung der
Blockabstände, und auf der Straße, durch Ampelvorrangschaltungen ertüchtigt
werden.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Veloroute 11 auf dem Abschnitt zwischen
Norder- und Süderelbrücken entsprechend ihrer überregionalen Bedeutung erhalten
und ausgebaut wird. Das betrifft insbesondere die Wiederherstellung der
Linienführung entlang der alten Reichsstraßen-Trasse auf eine Qualität, wie sie
vor IBA und IGS vorhanden war.
Straßen wie der Vogelhüttendeich und die Fährstraße sind in einem miserablen
Zustand, wirken trist und heruntergekommen. Hier ist dringend eine Sanierung des
öffentlichen Raums notwendig, um die Straße für Bewohner*innen lebenswert sowie
für Geschäfte und Gastronomie attrakiv zu machen.
Am Veringkanal findet sich eine große Vielfalt verschiedenster Arbeitsplätze und
kultureller Nutzungen. Diese gilt es zu erhalten und den Kulturkanal mit den
Beteiligten vor Ort weiterzuentwickeln. Wir möchten eine integrierte Entwicklung
entlang des Kanals, die die Struktur des Viertels und das historische Erbe ernst
nimmt. Dabei sollen die kreativen Freiräume erhalten bleiben und neue geschaffen
werden. Wir fordern zudem die Verbesserung der ökologischen Qualität des
Gewässers und der Ufergebiete.
Wir haben die Förderung der Stadtteilkulturzentren verbessert, davon konnten
auch das Bürgerhaus Wilhelmsburg, die Geschichtswerkstatt und die Honigfabrik
profitieren, und dem Museum Elbinsel stehen wir beratend an der Seite. Der
Boule-Platz gegenüber der Honigfabrik ist jetzt durch eine Beleuchtungsanlage
auch in den Abendstunden nutzbar. Für den Inselpark fordern wir künftig eine
Öffnung 24 Stunden am Tag durch alle Eingänge.
Die prekäre Situation von Arbeitsmigrant*innen aus den osteuropäischen EU-
Ländern ist in Wilhelmsburg auf der Straße sichtbar. Wir haben in den
vergangenen Jahren Programme unterstützt, die diese über ihre Rechte aufklären
und werden das weiterhin.
Wir haben die Poliklinik auf der Veddel unterstützt. Der Zulauf dort zeigt, wie
notwendig ein sozialmedizinisches Projekt vor Ort ist.